Im Phextempel zu Greifenfurt, Vogtvikar Sendril, Mondschatten Trasus und einige andere Mondschatten sitzen im Halbkreis um einen noch jungen Novizen herum. Sendril steht auf. „Eure Novizenzeit habt ihr mit Disziplin, Hingabe und Phexens Wohlwollen gelebt wie kaum ein anderer Novize in den letzten Sonnenläufen. Bis jetzt war Mondschatten Trasus immer euer größter Fürredner, nun aber ist es an der Zeit, dass ihr, Novize Elias, uns eure Geschichte mit eigenen Worten erzählt, auf dass wir über eure Weihe entscheiden können.“
Das Feuer im Kamin des Richtzimmers loderte und brachte ein wenig Wärme in diesen phexnahen Halbkreis. Sendril setzte sich wieder hin und überlas Elias das Wort. Kreuzweise legte Elias seine Außenhandflächen vor seiner Brust übereinander. Et atmete leise und tief. „Vater und Mutter sind mir gänzlich unbekannt. Sahira, die Wirtin des „langen Sommers“, fand mich in einem Korb vor ihrem Hause und nahm mich auf. Ein junger Geweihter, der im „langen Sommer“ zu Gast war, nahm mich auf den Arm, streckte mich dem nackten Sternenherr entgegen und sprach: „Sieh oh Phex dieses schutzlose Kind, geschenkt durch die Gnade der ewigjungen Tsa. Phex, ich bitte dich, schütze dieses Kind mit deiner göttlichen Kraft, auf dass er in seiner Unschuld nicht dem Bösen anheim falle, sondern den Weg zu dir und deinen göttlichen Geschwistern findet.“ Das war mein Geburtsegen.“ Elias runder Schatten taumelte unter den flackernden Flammen des Feuers an der Wand hin und her. Elias schwieg ein paar Sekunden, bevor er weiter sprach. „Sahira und ihr Mann Brem, nahmen mich auf und erzogen mich nach ihrem Gutdünken. 7 Sonnenläufe lernte ich die Wege des Lebens kennen, bis eines Tages ein Mann an unsere Tür klopfte. Vater machte ihm auf. Der Mann war blutüberströmt. „Tot, sie sind alle tot“ sprach er, fiel zu Boden und drückte meinem Vater noch eine Botenpost in die Hand. Vater las den Brief, schwieg und wurde bleich. „Geh mein Sohn, nach Greifenfurt, den Weg den ich mit dir so oft gegangen. Gib den Wachen am Tor diese Post. Und Beeil dich“, höre ich seine Worte noch heute. Vater wollte mit Mutter zusammen das Dorf warnen und so rannte ich in Windeseile zum nahe gelegenen Greifenfurt. Übergab den Wachen diese Post. Der Wachhabende las dieses Schriftstück und schluckte sofort. Er gab ein paar Befehle, einige Männer mit Fackeln und Waffen ritten in die Nacht. Ich jedoch kannte den Weg im Dunkeln noch nicht gut genug und schlief im Stall der Wachen. Am nächsten Morgen, hatte ich zum zweiten Male meine Eltern verloren. Nichts von meinem elterlichen Haus stand noch. Abgebrannt bis auf die östliche Hausmauer. Ich hatte nichts mehr.“
Elias hielt wieder einige wenige Sekunden den Atem an. Trasus nickte ihm wohlwollend zu. „Ich wollte aber nicht ohne Eltern sein, wollte nicht alleine sein. Ich fragte mich, warum ein Vater nicht ewig bei seinem Kind bleiben kann. Ich suchte diesen Vater…und fand ein Leben auf den Straßen Greifenfurts. Betteleien, Diebestaten, Hehlereien und Lügen wahren meine Brüder und Schwestern, bis ich im Alter 12 Sonnenläufen auf einen jungen Mann traf. Ein missglückter Griff in seinen Mantel, ein geschwinder Griff an meine Schulter. Der Mann sah mich an. Er verzog keine Miene, gab mir zwei Silberstücke und sagte: „Kind, wenn du diese Silberstücke innerhalb von einer Stunde verdoppelst und sie in das Haus am Ende der Elstergasse bringst, wird sich Phex deiner nochmals annehmen.“ Der Mann verschwand schneller als ich ihn hab kommen sehen. Zwei Silberstücke, damit konnte ich ohne weiteres drei Wochen auskommen, aber dann… Ich ging über die Marktstraße. Händler, Kaufleute, Bauern, und anderes Volk trieb sich hier herum. Ich stahl unachtsamen Bauern ihre Heller, erleichterte einem Kaufmann um einen Ring direkt von seinem Finger, verkaufte diesem beim nächsten Trödler und setzte einige Male das Geld beim Hahnenkampf. Es schien mir in dieser Stunde alles zu gelingen und schon nach 45 Minuten hatte ich das Geld zusammen. Ich lief zur Elstergasse. Das letzte Haus in dieser Gasse war ein kleiner Händler, der meines Erachtens wohl kaum Gewinn machen konnte, aber ich trat ein. Ein alter, grimmig guckender Mann begrüßte mich mit Phex zum Gruße. Die Theke war für einen 12-jährigen noch etwas hoch und ich überlegte mir, ob ich wirklich das richtige tat. Vier Silberstücke, damit war Brot und Wasser in den nächsten Wochen sicher. Ich legte das Geld auf die Theke, woraufhin der Mann das Geld nahm und in einen kleinen Opferstock warf. „Mondschatten Trasus“ rief der Mann. Der junge Mann von vor einer Stunde kam hinter einem Vorhang hervor. „Suchst du einen Vater, der dich nie verlassen wird, nicht in guten und nicht in schlechten Zeiten - dann komm“, sprach Trasus zu mir.“
Elias blickte zu Trasus auf. Trasus verzog kaum merkbar seine Gesichtskonturen zu einem leichten Lächeln. „Mondschatten Trasus vollzog an mir die Initiation und wurde mein Ziehvater. Er sorgte dafür, dass ich meine Fingerfertigkeit trainierte, aber auch dass ich lesen, schreiben und rechnen konnte. Regelmäßig verlangte er meine Anwesenheit im Tempel. Er überprüfte meine Opferbereitschaft, meine Gebetsstunden, meine Fertigkeiten. Er lehrte mich den Einklang zwischen Körper und Geist zu finden und zeigte mir die Grenzen zwischen Wahrheit und Wahrheit. Sieben Sonnenläufe lang war Trasus mein Ziehvater, aber Väter sterben irgendwann, das wusste ich. Ich sehnte mich nach einem Vater, der mich nicht verlassen würde. Ich sehnte mich zu der Nähe unseres Herren Phex.“
In Elias wandelte sich in diesem Moment Sehnsucht zu Erfüllung, Suche zu Findung, Stern zu Himmel. Ihm wurde warm. „Hochwürden, Eure Gnaden, ihr sagt ich wäre drei Jahre lang ein Novize gewesen, ich sage, ich bin seit meiner Geburt ein Novize unseres Herren. Er ist alles was ich bin ohne und ihn ist alles nichts.“ Elias kniete sich hin und streckte seine Arme gen Himmel. Mit lauter Stimme rief er:„Mein Herr, oh allmächtiger Phex, mach mich zum Werkzeug deiner Gnaden, lass mich beschützen und würdigen deinen Namen, auf dass kein Spott und kein Hohn deinen Kleid beflecken soll. Deinen Weg will ich pflastern mit geschickter Hand und präsentem Geist. Ich bin dein Diener. Ich bin dein!“
Stille. Vogtvikar und Mondschatten hielten gespannt inne. Nichts geschah. Elias wurde immer wärmer. Dann plötzlich, das Dach des Hauses fing an zu verschwimmen, wurde durchsichtig. Das Feuer im Kamin fing an wild zu lodern. Elias’ Schatten an der Wand nahm die Form eines riesigen Luchses an. Der Nachthimmel erschien in diesem Moment prachtvoller den je zuvor. Elias fühlte sich glücklicher denn je. Er lächelte, ja lachte fast, lehnte sich kniend zurück und brach in sich zusammen. Das Dach des Hauses manifestierte sich wieder, verdeckte den Himmel. Das Feuer im Kamin wandelte sich wieder in seine eigentliche Größe und der Schatten des Luchses wich dem kleinen schwarzen Schatten, den Elias’ Körper an die Wand warf.
Vogtvikar Sendril: „Veritatis simplex orati. Veritas filia temporis. Tempora mutantur, nos et mutamur in illis. Vivat Phex in eternitas!“ (Einfach ist die Rede der Wahrheit. Die Wahrheit ist eine Tochter der Zeit. Die Zeiten ändern sich und wir uns mit ihnen. Es lebe Phex in Ewigkeit!)
Die Mondschatten: „Est deus in nobis, agitante calescimus illo. (Ein Gott ist in uns, bei dessen Wirken wir erglühen.)
Und so geschah es, dass Elias, Kind des Phex, zum Priester der Gemeinschaft der Sterne wurde. Euer Gnaden, Mondschatten Elias. Kirche des Phex.
Aussehen: 1,78m, 75kg, ständiger Drei-Tage-Bart, schwarze, fingerlange Haare, blaue Augen, symmetrisches Gesicht ohne markante Stellen
Kleidung: Unterwäsche, Lederhose, weites Hemd, Kapuzenumhang mit eingenähten Nischen und Taschen, Lederstiefel, Ledergürtel, Lederhandschuhe (fingerfrei), Lederschärpe Sonstiges:schmuckloser Silberring am rechten kleinen Finger* Lederkette mit muschelförmigen Mondsilberanhänger der rechte Stiefel ist präpariert: der Absatz lässt sich drehen; im Absatz befindet sich eine dukatenstückgroße Ausbuchtung, in der man Ringe, Münzen, Ketten, etc aufbewahren kann. Tätowierung auf dem Rücken: Ein Luchs steht auf einer Lichtung und streckt sich dem Sternenhimmel entgegen. (sehr aufwendig und gut gestochen)
Ausrüstung (ohne Waffen, ohne Nahrungsmittel)
Besonderer Gegenstand
Elias ist zwar Phex Geweihter und daher immer auf Gewinn bedacht, doch fühlt er sich auch sehr der Seelsorge und Gemeindearbeit verbunden. Für ihn ist das Gefühl etwas Gutes getan zu haben oftmals schon eine adäquate und ausreichende Gegenleistung für sein Tun, jedoch scheut er sich auch nicht davor den Reichen und den weniger Reichen ohne deren Wissen eine Spende für Phex abzuzwingen. Ungläubige und Frevler sind für ihn keinesfalls schlechte Menschen, sie haben nur noch nicht den richtigen Weg gefunden. Werkzeuge, damit die Suchenden den Weg des Glaubens finden, sind für ihn Gespräche und Predigten, Gebete und Spenden (des Suchenden), genauso aber auch Buße und Missachtung. Je nach Einstellung des Gegenübers wird Elias diese Werkzeuge auch anzuwenden wissen. Elias trägt seinen Priesterstatus nicht gerne nach außen. Manche Situationen verlangen aber das Eingreifen eines Abgesandten Gottes. Dann ist Elias gerne bereit, ein richterliches Wort zu sprechen, eine göttliche Liturgie zu wirken, oder einfach nur aufgrund seines Geweihten Status eine Situation zu befrieden.